Diese Website verwendet Funktionen, die Ihr Browser nicht unterstützt. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf eine aktuelle Version.
Medien
  • iStock/Bim
  •  | iStock/elxeneize
  •  | iStock/hale irwin
  •  | iStock/jacquesvandinteren
  •  | iStock/Katrin Sauerwein
  •  | iStock/Mny-Jhee
  •  | Jan-David Runte
  •  | SwantjeFurtak
Built withPAGEFLOW

Daten | Wohnen

Gedränge in der Großstadt



Die Mieten in deutschen Städten steigen enorm. Junge Erwachsene ziehen trotzdem weiter in die Großstadt. Dort bleiben sie möglicherweise nicht mehr so lang wie die Generation vor ihnen.

von Jan-David Runte

300

So viele Menschen bewerben sich durchschnittlich täglich auf eine beliebte Mietwohnung in Berlin.

Das geht aus einer Analyse von "ImmoScout24" hervor. In München und Hamburg sind es durchschnittlich ungefähr 200 Bewerberinnen und Bewerber am Tag, die sich für eine beliebte Wohnung interessieren. Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist groß – schon seit Jahren. Ob eine Person wegen dieses Platzmangels wirklich umzieht, hängt auch stark von ihrem Alter ab. In den Großstädten ziehen trotz steigender Mieten und knapper werdenden Wohnraums mehr 18- bis 24-Jährige in die Großstädte als weg.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Diagramme von Datawrapper angezeigt werden.

Für Ausbildung und Studium keine andere Wahl

In der Generation Z stehen viele Menschen gerade am Anfang ihrer beruflichen Karriere, nehmen ein Studium auf oder beginnen mit ihrer Ausbildung. "In dieser Lebensphase bleibt ihnen oft keine andere Wahl, als trotz des Mangels an Wohnraum in die Städte zu ziehen", sagt Raumplaner Frank Osterhage vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund. Auf dem Land gibt es eben nicht die gleichen Bildungsmöglichkeiten wie in der Stadt. Außerdem wollen viele junge Erwachsene lieber städtisch leben. Sie nehmen für die Nähe zu Bars, das lebhafte Umfeld und die kürzeren Wege auch höhere Mieten in Kauf. Ist die Generation Z also besonders urban und bleibt in der Stadt? "Wahrscheinlich nicht", sagt Frank Osterhage. "Das Umzugsverhalten ist eher eine Frage des Alters und weniger eine der Generation."

Zur Person Frank Osterhage

Frank Osterhage ist Raumplaner am Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund. Seine Themenschwerpunkte sind Wohnstandortentscheidungen und Wanderungsbewegungen von Haushalten.

Familien ziehen häufiger aus der Stadt

Das zeigt sich auch, wenn man sich das Umzugsverhalten von Familien im Vergleich dazu anschaut. Da hat sich in den vergangenen Jahren ein Trend gezeigt, der auch die Generation Z in Zukunft betreffen könnte – sollte er sich so fortsetzen: Familien ziehen inzwischen deutlich häufiger aus der Stadt heraus als noch vor einigen Jahren. Um das zu erkennen, lohnt sich ein Blick auf die Umzüge von Minderjährigen, da sie selten allein umziehen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir Diagramme von Datawrapper angezeigt werden.

Viele ziehen ins Umland

2021 sind aus fast jeder größeren Stadt in Deutschland mehr Minderjährige fort- als zugezogen. Im Vergleich zu 2011 zogen 2021 beispielsweise in Köln fast neun Mal mehr Minderjährige weg. Wer heute eine Familie gründet, zieht also eher wieder aus der Stadt raus als noch vor zehn Jahren – ein Ausdruck des zunehmenden Platzmangels. Noch ein paar Jahre, dann muss sich auch die Generation Z entscheiden, wo sie mit der Familie leben will. Seit 2016 zieht diese Gruppe verstärkt aus den Städten raus. Doch wo zieht sie dann hin?

Abwanderung in den "Speckgürtel" hat bedeutend zugenommen

Oft ziehen die Familien gar nicht besonders weit weg. Außerdem gehe es laut Raumplaner Frank Osterhage bei Wanderungsbewegungen in Deutschland um Nuancen. Aber: "Die Ausdehnung auf die Speckgürtel ist der stärkste Effekt in den letzten Jahren", sagt Osterhage. Während Jahr für Jahr mehr Familien aus den Großstädten ziehen, wachsen die umliegenden Kreise konstant weiter an. Ein Grund dafür seien zum Beispiel mehr Möglichkeiten für Home-Office, sagt Osterhage, "aber vor allem auch Platzmangel und steigende Mieten."



Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr weit verfehlt

Dieser Platzmangel wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen – und damit auf die Lebensplanung der Generation Z vermutlich noch weitreichende Auswirkungen haben.

0

... Wohnungen müssen jedes Jahr gebaut werden, um den Bedarf zu decken.

Das hat sich die Bundesregierung vorgenommen. In einem Interview mit der ZEIT sprach Bundesbauministerin Klara Geywitz im April 2023 sogar davon, dass diese Zahl inzwischen veraltet sei und der Bedarf eigentlich eher bei 500.000 oder 550.000 Wohnungen pro Jahr liege. Die Realität sieht aber anders aus:

0

So viele Wohnungen wurden 2022 tatsächlich gebaut.

Eine enorme Diskrepanz zwischen Bedarf und Realität.

Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW

Das hängt auch mit Lieferengpässen und der Auslastung der Baubranche zusammen. Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, schätzt, dass diese Zahl nicht zu halten sein wird: "Für ganz Deutschland rechnet die Wohnungswirtschaft mit einem Einbruch der Baufertigstellungszahlen auf nur noch 242.000 Wohnungen für 2023 und lediglich 214.000 Wohnungen im Jahr 2024." Gedaschko spricht von einer "enormen Diskrepanz zwischen Bedarf und Realität".

Das bedeutet: Die Anzahl an neuen Wohnungen pro Jahr bleibt nicht nur hinter dem Bedarf zurück, sie verringert sich sogar in den nächsten Jahren. Die Wohnungsnot nimmt also in den kommenden Jahren weiter zu. Dann werden sich womöglich bald noch mehr Menschen auf die raren Wohnungen in den Großstädten bewerben – und die Generation Z zieht vielleicht schon bald wieder aus den Städten, raus aufs Land.

Verwendete Quellen

  • immobilienscout24.de: Die meistgesuchte Mietwohnung Deutschlands
  • Zeit.de: Klara Geywitz:"Was ist gutes Wohnen eigentlich?"
  • destatis.de: 43,4 Millionen Wohnungen in Deutschland zum Jahresende 2022
  • regionalstatistik.de: Bevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppen (17) - Stichtag 31.12. - regionale Tiefe: Kreise und krfr. Städte
  • regionalstatistik.de: Zu- und Fortzüge (über Gemeindegrenzen und Grenzen des Bundesgebiets) nach Geschlecht und Altersgruppen - Jahressumme - regionale Tiefe: Kreise und krfr. Städte

Redaktion

Text, Grafik und digitales Storytelling: Jan-David Runte

Dieser Beitrag gehört zum Projekt der Abschlussklasse S21 der Journalistenschule ifp und ist in Zusammenarbeit mit der Redaktion von WEB.DE und GMX entstanden.